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Ein Jahr Erfahrung in der Online-Lehre

Als ich Anfang des letzten Jahres auf die Professur an der IU INTERNATIONALE HOCHSCHULE am Standort Bremen berufen wurde, hätte ich mir nicht erträumt, seit April 2021 tatsächlich ausschließlich online zu unterrichten. Nach zwölf Monaten möchte ich nun ein kleines Resümee wagen.

 

Zunächst einmal habe ich versucht, aus der Not eine Tugend zu machen und den spontanen Wechsel in die Online-Lehre – und damit meine ich, dass bei uns tatsächlich die Präsenzzeit eins zu eins online gehalten wird – als Chance zu sehen, mich endlich einmal intensiv mit E-Learning zu beschäftigen (was ich seit langem vorhatte aber mangels Zeit und Notwendigkeit natürlich nie getan habe). Und das empfinde ich tatsächlich als großen Gewinn, denn: Online-Lehre macht Spaß - und ich hoffe natürlich, das Online-Lernen für die Studierenden ebenfalls! Es ist wirklich erstaunlich, was alles digital "geht", wenn man didaktisch kreativ wird und bereit ist, sich auf die Suche nach passenden Materialien und Tools zu machen.

 

Die technische Basis ist dabei bei uns an der Hochschule die Plattform ZOOM und was soll man sagen: Zoom funktioniert einfach. Gerade die Möglichkeit, mal eben schnell Break-Out-Sessions zu starten für einen kurzen Austausch der Studierenden untereinander, ist grandios. Ebenso die Möglichkeit, als Lehrende*r durch diese Räume zu wandern bzw. sich im Bedarfsfall in die Räume rufen zu lassen. Und selbst intensive und längerfristige Kleingruppenarbeit etwa im Lehrmodul Qualitative Forschungsmethoden ist gut möglich. 

 

Meine anderen digitalen Werkzeuge sind:

  • POWER POINT (gute Visualisierung ist in der Online-Lehre umso wichtiger)
  • UNSPLASH und PEXELS (Websites mit kostenlosen, hochwertigen Fotos)
  • MENTIMETER (toll sowohl für kurze Umfragen als WarmUp als auch für ausführliche und interaktive Wissensquize)
  • PADLET (gut für Coaching-Situationen, da man virtuelle Kärtchen beschriften und beliebig positionieren kann)
  • MYSIMPLESHOW (hiermit können die Studierenden auf einfache Weise hochwertige Erklärfilme selber produzieren, hier ein BEISPIEL)
  • YOUTUBE (es gibt mittlerweile erstaunlich viele kleine Filme zu pädagogischen und sozialarbeiterischen Themen, die den eigenen Input auflockern und bereichern, hier ein BEISPIEL)
  • LEARNINGSNACKS (ein einfach zu bedienendes Tool, mit dem sich interaktive Lernkontrollen basteln lassen, hier ein BEISPIEL)
  • RANDOM-PICKER-WHEEL (ein schönes kleines Tool für abwechslungsreiche Kennenlernrunden) 

Soweit meine Liste mit Tools, die ich wärmstens empfehle. Ich bin gespannt, was mir in der nächsten Zeit noch so über den Weg laufen wird und freue mich natürlich auch über Empfehlungen. Aktuell plane ich, die Studierenden im Modul Qualitätsmanagement eigene Planspiele zu Instrumenten des QM erstellen zu lassen, die sie dann online anleiten sollen. Ich bin sehr gespannt, wie das laufen wird.

 

Die reine Online-Lehre hat aber auf jeden Fall auch ein paar gewichtige Nachteile. Zunächst einmal ist es deutlich schwerer, über längere Zeit konzentriert dabei zu bleiben und zuzuhören. Das fällt mir selbst auch auf, wenn ich Teilnehmer in Meetings bin. Wenn dann noch die Verbindung hakt, wird es regelrecht frustrierend. Zudem ist es bekanntermaßen weiterverbreitet, das Videobild auszuschalten, aus unterschiedlichen und sicherlich teilweise auch berechtigten Gründen. Sieht man sich dann allerdings einer überwiegenden Anzahl an schwarzen Bildschirmen gegenüber, wird es schwer, tatsächlich Kontakt zu den Zuhörer*innen aufzubauen und Interaktion zu initiieren. Nachdem ich in den ersten zwei Semestern die Studierenden entsprechend ständig darum gebeten habe, sie mögen doch bitte ihr Videobild wieder anstellen, bin ich nun dazu übergangen, nur zu Beginn des Semesters einmal darauf hinzuweisen und von meinen eigenen Erfahrungen hinsichtlich Konzentration zu berichten in der Hoffnung, dass die Studierenden dann mitziehen – was auch in vielen Fällen gut klappt.

 

Was außerdem in jedem Fall verloren geht sind die kleinen Tür-und-Angelgespräche der Studierenden untereinander und auch zwischen den Studierenden und mir. In den Pausen herrscht in der Regel im Zoom-Raum gähnende Leere. Und das ist durchaus nachvollziehbar, sind doch alle froh, mal vom Bildschirm wegzukommen, sich einen Kaffee zu machen oder an die frische Luft zu treten. Dinge, die man sonst eben gemeinsam mit der Gruppe macht. Dieses analoge soziale Miteinander fehlt schon und ich habe bisher auch noch keine gute Idee, wie sich dies kompensieren ließe (außer spaßige Tools wie WONDER.ME zu verwenden, die aber eben wieder bedeuten, vor dem Bildschirm zu kleben).

 

Was ist also mein persönliches Fazit nach zwölf Monaten Online-Lehre? Sie birgt große Potenziale und sie macht Spaß! Eine strikte Ablehnung oder ein ausgeprägtes Bedenkenträgertum ist m.E. also unangebracht und zeugt eher von mangelnder Kreativität als von didaktischer Expertise (man verzeihe mir den arroganten Unterton). Online-Lehre ist aber mit Sicherheit auch kein vollständiger Ersatz für analoges Miteinander, zum Glück. Und: Ich bin neugierig zu sehen, wie es nach der Pandemie mit der Lehre an unserer Hochschulen und im Hochschulwesen und Schulen insgesamt weitergeht … ich denke, die Zukunft liegt in hybriden Konzepten.

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Kommentare: 2
  • #1

    Sebastian Ottmann (Freitag, 30 April 2021 11:08)

    Danke für den Beitrag und die Empfehlung der Tools. Ich kann auch Conceptboard als digitales Whiteboard empfehlen. Und für Padlet gibt es als deutsche Alternative TaskCards, allerdings aktuelle erst noch in der Beta-Phase.

  • #2

    Yvonne Prager (Freitag, 06 August 2021 21:35)

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