Ich freue mich über den Start der wissenschaftlichen Begleitung eines spannenden Modellprojekts in Bremen, das von der Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport finanziert wird. Gemeinsam mit meinen Kolleginnen Christine Rust und Prof. Dr. Regina Kostrzewa begleite ich voraussichtlich über vier Jahre die Entwicklung und den Verlauf des „Ergänzungsteam Inobhutnahme“. Dabei handelt es sich um ein Projekt, das sich als temporäre und ergänzende Unterstützung der Bremer ION-Träger bei der Aufnahme und Betreuung von Kindern und Jugendlichen versteht, die sich aufgrund von traumatisierenden Erlebnissen in einer akuten Ausnahmesituation befinden und infolgedessen ein teilweise systemsprengendes Verhalten zeigen. Diese kleine Gruppe an Kindern und Jugendlichen stellt das Bremer ION-System bisher immer wieder vor kaum lösbare Aufgaben und das herausfordernde Verhalten dieser Heranwachsenden führt oftmals zu einer Überlastung der ION-Einrichtungen.
Mit dem Ergänzungsteam erhalten die beteiligten Bremer Träger St. Theresienhaus, Caritas Bremen, Jugendhilfe und soziale Arbeit, Mädchenhaus Bremen sowie das Hermann Hildebrand Haus fachliche und personelle Unterstützung, um auch in besonders schwierigen Situationen den Schutz aller Kinder und Jugendlichen in der ION sicherstellen zu können. Das Ergänzungsteam agiert träger- und schnittstellenübergreifend und kann somit zielgerichtet, zeitnah und ressourcenorientiert eingesetzt werden. Kinder und Jugendliche mit einem erhöhten Betreuungsbedarf werden mit Hilfe der vorhandenen Ressourcen und den zusätzlichen Kapazitäten des Ergänzungsteams so lange im ION-System betreut und gehalten, bis eine angemessene Anschlusslösung gefunden wurde. Zudem ist die kontinuierliche Begleitung dieser Kinder und Jugendlichen durch Mitarbeiter*innen des Ergänzungsteams im ION-System sowie auch darüber hinaus vorgesehen.
Ziel der wissenschaftlichen Begleitung ist die systematische Erfassung der Struktur- Prozess- und Ergebnisqualität des Modellprojekts mittels eines Mixed-Methods-Ansatzes (u.a. explorative Interviews, Fragebogen-Erhebung, Feldbeobachtung). Vor dem Hintergrund meiner Erfahrungen als ehemaliges Mitglied im sogenannten Kooperations-Pool der öffentlichen und freien Jugendhilfe Bremen, in dem herausfordernde Einzelfälle multiprofessionell beraten werden und gemeinsam nach passenden Hilfesettings gesucht wird, begrüße ich die Idee und die Zielsetzung des beschriebenen Modellprojekts sehr und fühle mich geehrt, es wissenschaftlich begleiten zu dürfen.
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