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Zwischenergebnisse aus dem Modellprojekt „Ergänzungsteam Inobhutnahme“

Das ERGÄNZUNGSTEAM INOBHUTNAHME, das ich seit 2021 gemeinsam mit meiner IU Internationale Hochschule Kollegin Regina Kostrzewa sowie unserer Assistenz Tomke Heeren wissenschaftlich begleiten darf, versteht sich als temporäre und ergänzende Unterstützung der Bremer Inobhutnahme-Träger (ION) bei der Aufnahme und Betreuung von Kindern und Jugendlichen, die sich aufgrund von traumatisierenden Erlebnissen in einer akuten Ausnahmesituation befinden (sog. Systemsprenger:innen). Ziel der Evaluation ist die systematische Erfassung der Struktur- Prozess- und Leistungsqualität des noch bis 2025 laufenden Modellprojektes mittels eines Mixed-Methods-Ansatzes (Analyse der Dokumentation, qualitative Interviews, Online-Fragebogen).

 

Auf Ebene der STRUKTURQUALITÄT zeigt sich, dass das sog. E-Team in den letzten zwölf Monaten vor allem für jüngere Jugendliche um 13 Jahre angefragt wurde. Zudem sticht heraus, dass die vom E-Team betreuten Jugendlichen durchschnittlich bereits vier bis fünf Hilfeabbrüche erlebt haben, bevor sie vom E-Team betreut werden. Aufgrund dieser Misserfolgserfahrungen im System erklärt sich der Bedarf an niedrigschwelliger und aufsuchender Hilfe mit dem Ziel des Aufbaus von Beziehung und Vertrauen, der Re-Etablierung einer Tagesstruktur und nicht zuletzt der intensiven Begleitung in Krisensituationen. Und mit Blick auf die Zielgruppe wird auch deutlich, dass ein langer Atem notwendig ist und Wunder keineswegs zu erwarten sind. Angesichts der aus den Evaluationsdaten sichtbaren Herausforderung, für die Jugendlichen eine passende Anschlussmaßnahme zu finden (nur in 35% der Fälle erfolgt), zeigt sich zudem ein Strukturdefizit im Hilfesystem. Dies führt zu langen Aufenthalten in den ION und somit ggf. auch zu einer längeren Betreuung durch das E-Team. 

 

Mit Blick auf die PROZESSQUALITÄT des Modellprojekts wird u.a. deutlich, dass die Betreuung durch das E-Teams im Durchschnitt drei Monate dauert, hier besteht allerdings eine große Streuung. Bezüglich der von den Mitarbeitenden des E-Teams angewendeten Methodik lässt sich festhalten, dass es v.a. um den „weichen“ Faktor einer professionellen Haltung geht, die durch Wertschätzung, Akzeptanz, Flexibilität und Beharrlichkeit gekennzeichnet ist, diese auf den ersten Blick sich möglicherweise widersprechenden Aspekte integriert und fallangemessen und situativ zwischen ihnen zu wechseln weiß. Daneben werden Kommunikation und Koordination innerhalb des Hilfenetzwerks als wichtige Wirkfaktoren benannt. Dies gelingt in den meisten Fällen gut und wird entsprechend sowohl vom E-Team als auch von den Kooperationspartner:innen positiv bewertet. Allerdings zeigen sich auch Optimierungsbedarfe. Ein Stolperstein auf Prozessebene ist darin zu sehen, dass Wechsel der ION bzw. Übergänge in andere Hilfeformen bisher nicht systematisch vom E-Team begleitet werden (können). Es stellt sie die Frage nach den Gründen hierfür. Die Gestaltung der Übergänge sowie die Nachbetreuung sind jedenfalls sowohl aus Sicht des E-Teams als auch der Kooperationspartner:innen ein Thema, der gemeinsam betrachtet und weiterentwickelt werden sollte.

 

Bezüglich der LEISTUNGSQUALITÄT werden die Ergebnisse aus den vorherigen Evaluationsphasen bestätigt: In vielen Fällen gelingt das vorrangige Ziel des Aufbaus von Beziehung und Vertrauen als Voraussetzung für eine weitere positive Entwicklung (Re-Etablierung einer Tagesstruktur, Schulbesuch, Verselbständigung). Die Selbst-Dokumentation des E-Teams sowie die Interviews mit Kooperationspartner:innen zeigen zudem: Sowohl die Jugendlichen als auch die Kooperationspartner:innen profitieren von den Ressourcen und dem Engagement des E-Teams bezüglich einer systematischen Kommunikation und Koordination innerhalb des Hilfesystems. Dadurch scheint das E-Team teilweise die an verschiedenen Stellen deutlich werdende personelle Überlastung im Case-Management kompensieren zu können. Insgesamt betrachtet schließt das E-Team nach Ansicht vieler Kooperationspartner:innen eine wichtige Versorgungslücke im Bremer Jugendhilfesystem. Zugleich werden in den bisherigen Evaluationsergebnissen auch die Grenzen des Angebots sichtbar: Teilweise leisten die Jugendlichen auch gegen die sehr niedrigschwellige und anforderungsarme Hilfe des E-Teams Widerstand. Insofern kann das E-Team als ein wichtiger Baustein angesehen werden, jedoch selbstverständlich nicht als Allheilmittel im Umgang mit besonders herausfordernden Fällen in der Kinder- und Jugendhilfe in Bremen.

 

Ich bin gespannt auf die ab Oktober startende letzte Evaluationsphase, in der wir eine Gesamtbetrachtung des Modellprojektes anstreben, auch mit Blick auf eine mögliche Verstetigung.

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